14.11.2005 << Übersicht
 
Deerhoof
"The Runners Four"
Kill Rock Stars
Seit 1994 veröffentlichten Deerhoof so viele Platten, dass die meisten Journalisten längst den Überblick verloren haben; „The Runners Four“ dürfte ungefähr das achte Werk des Quartetts sein und beinhaltet ganze 20 aufregende Songs. Damals wie heute zeichnet sich Deerhoofs Musik vornehmlich über ihre Kontraste aus: Satomi Matsuzaki schraubt ihre niedliche Falsettstimme durch abenteuerliche Wendungen, während sich zwischen den Zeilen groteske Geschichten wie die der „Twin Killers“ andeuten. Ihr Ton bleibt stets freundlich, und doch liefert sie ihre Kindermelodien unbarmherzig an das abstrakte instrumentale Umfeld aus. Fortwährend brodelt es bei Deerhoof unter der Oberfläche: Schöne Momente gibt es zuhauf, doch Ruhe kehrt nie ein. Mag sein, dass die neue Platte einen Hauch mehr an Pop-Appeal ausstrahlt, doch weiterhin findet sich in Deerhoofs Musik ein ganzes Arsenal an Einflüssen: Zwischen kratzigem Noise- und Boogie-Rock blitzt immer wieder famoser Indiepop hervor, um im nächsten Moment von einem Spät-60er Psychedelic-Schwall verschluckt zu werden. In einem sechsmonatigen Ausbruch an Arbeitswut kamen die vier schrägen Köpfe auf „The Runners Four“ gleichberechtigt zum Zuge. Zur Freude aller, denn Deerhoof haben dieses vor Übermut und Reflektion funkelnde Füllhorn randvoll gestopft und sich so selbst übertroffen.

SZ