Little Poor Rich Girl – Edie Sedgwick ist eine der vielen tragischen, an einer Überdosis gestorbenen Figuren aus Andy Warhols Factory. Noch eine Woche vor ihrem Tod im November 1971 plauderte das Mädchen aus gutem Hause in dem Dokumentarfilm „Ciao! Manhattan“ ausführlich über die New Yorker Promi-Szene. Klar, dass sie sich mit diesem In-Talk nicht nur Freunde machte. Selbst Warhol, sagt man, kam nicht zur Beerdigung.
30 Jahre nach ihrem Ableben kommt Justin Moyer als Edie Sedgwicks Reinkarnation zu uns. In seinem früheren Leben war Moyer als Mitglied der Dischord-Bands El Guapo und Antelope in Erscheinung getreten. Nun aber zwängt er sich in glitzernde Fummel, kreist auf meterhohen Plateau-Schuhen galant mit den Hüften und heizt mit seiner Electro-Pop-Show für Weird War und The Rapture das Publikum an. Edie Sedgwick ist als Drag Queen zurückgekehrt und macht inhaltlich da weiter, wo sie aufgehört hatte: Geschichten von Celebrities erzählen. Ihr Schwerpunkt liegt derzeit auf Hollywood, und so trägt jeder Song auf „Her Love Is Real, But She Is Not“ Namen populärer SchauspielerInnen. Verpackt zwischen 80er Videogame-Miditracks und LoFi-Dancefloor besticht das Album als überdrehtes Vielerlei. Nennt es Digital-Trash-Core. Nennt es alberne Freak-Ware. Das Konzept aber ist brillant und höchst amüsant! Pop-Art Superstar Warhol wäre seiner Edie hiermit sicher wieder Milde gestimmt.
SZ
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