Nach seinem Ausflug als Man’sbestfriend für das Berliner Indietronik-Label Morr Music ist Sole wieder für Anticon unterwegs, dem konspirativen Umschlagsplatz für abseitigen Hip-Hop, den der Mittzwanziger übrigens selbst mit aus der Taufe gehoben hat. „Live From Rome“ ist eine (selbst-)kritische Auseinandersetzung mit der Gegenwartspolitik: ein Vergleich von Amerika als kriegstreibende Weltmacht mit dem römischen Reich kurz vor dessen Untergang. Sole erhebt allerdings nicht mahnend den Zeigefinger, sondern führt kontroverse Zwiegespräche, stellt ironische Fragen und verpackt die politischen Wortsalven in eine knusprige Musikhülle: Intelligente Beats und zerhäckselte Soundmuster tummeln sich hier zuhauf, manchmal schleichen sich stehende Synthieflächen wie Boten des Unheils aus dem Hintergrund heran. Diverse Anticon-Kollegen haben Sole bei der Produktion seines dritten Albums in Oakland/Kalifornien und Barcelona/Spanien unterstützt, was den Eindruck der Vielgestaltigkeit der 17 Tracks bestätigt.
Für die puristische Baggytrousers-Fraktion dürfte „Live From Rome“ wieder eine Spur zu andersartig sein, doch in seiner smartness und Offenheit schiebt sich dieses Werk in die Spitzengruppe der anspruchsvollen Hip-Hop-Liga, die auf unterhaltsame Weise etwas zu sagen hat.
SZ
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