Nicht wenige der empfänglicheren Gemüter unter uns spüren eine tiefe Verbundenheit mit Julie Doiron, weil ihre Musik eine Innerlichkeit transportiert, die eigentlich ins streng geheime Tagebuch gehört. Ohne je in Larmoyanz zu verfallen, schwingen Sehnsucht und Trennungsschmerz ungefiltert in jeder Note mit – als Grundlage für wundervolle Melodien, die einem geradezu das Herz erwärmen.
Für "Goodnight Nobody" hat sich Julie Doiron mit dem kauzigen Brüderpaar Herman Düne zusammengetan, das bereits letztes Jahr als Begleitband der Kanadierin auf Europas Clubbühnen überzeugte. Anders als die Wooden Stars, die der Doiron 1999 ein wenig mehr Pop-Appeal verpassten, umspielen Herman Düne die fragilen Songs in zurückhaltender Velvet Underground-Manier. Der Intimität der Musik tut dies keinen Abbruch, zumal das Album an nur einem Tag eingespielt wurde und streckenweise nach spontaner Momentaufnahme klingt.
Die Platte ist übrigens "Dedicated to all those who have loved and lost and loved again" – wer diese Stadien des Lebens noch nicht durchschritten hat, kann sich hiermit auf höchst angenehme Weise mit der Materie vertraut machen.
SZ
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