Der abendländische Alltag ist eine anstrengende Angelegenheit. Bei all dem Termin-Hopping und Informationsüberfluss bleibt die Umsetzung kreativer Entfaltung für die meisten auf der Strecke. Erst wenn das Tagesgeschäft zur Ruhe kommt und die Stadt schläft, schlägt die Stunde der Eingebung. Viele gute Ideen erreichen unser Bewusstsein im Halbschlaf, sind zum Erwachen jedoch bereits wieder fort. Da empfiehlt es sich, zum entsprechenden Zeitpunkt den Hintern aus dem Bett zu schwingen und die Inspiration – auf welche Art auch immer - festzuhalten. So wie Alexander Chen alias Boy In Static es tut: Sein beseeltes Debüt Newborn nahm der 23-jährige in seiner Bostoner Wohnstube auf und vermochte so, die Geistesblitze zu jeder (Nacht-)Zeit einzufangen. Manchmal wurde dafür sogar der Wecker gestellt. Die Songs, an denen er halbschlummernd schraubte, präsentieren sich entsprechend mit einer träumerischen Leichtigkeit. Schwere Beats sind darin nicht zu finden, eher ein zurückhaltendes Pulsieren des Laptops und Rhythmuseinsprengsel ungewöhnlicher Soundquellen. Dazu gesellen sich klangvolle Gitarren im Geiste von My Bloody Valentine, ein elektrisches Harmonium und der verwischte Sound einer Viola. Inmitten dieses Klangteppichs beschreibt der wohlige Gesang Alexander Chens imaginäre Filmszenen und Erinnerungen aus der Kindheit. Es fällt nicht schwer, sich in die Welt des Boy In Static hinfort tragen zu lassen. Für die Live-Situation überlegt Alexander Chen übrigens, eine Bettdecke und ein Kissen neben sich zu postieren. Das hat etwas von Träume Ausleben auf der Bühne, allerdings auf ganz andere Art, als man das sonst so kennt.
SZ
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