Mike Fellows ist eigentlich ein professioneller Mit-Musiker: Über Dekaden hielt er die Dinge an der Seite von David Pajo, Will Oldham, den Silver Jews, Air Miami und vielen anderen unauffällig zusammen. Vor zwei Jahren wagte sich der Upstate New Yorker als Mighty Flashlight dann überraschend ins Rampenlicht. Dort machte er sich blendend und blieb doch bescheiden. Auch „Limited Storyline Guest“, sein Solodebüt unter eigenem Namen, kommt mit großer Selbstverständlichkeit im vornehmlich akustischen Folkgewand daher, allerdings unter subtiler Zuhilfenahme von Sampling und Laptop-Manipulationen. Fellows’ Taktik ist an den Meta-Songwritern geschult, mit denen er bisher spielte: Das Klangbild will uns glauben machen, hier gehe es lediglich darum, dem Gesang ein passendes Forum zu schaffen, bis sich beim genaueren Hinhören das komplexe Eigenleben der Instrumente zeigt. Die Songs drehen und wenden sich, und alle paar Augenblicke passiert etwas Unerwartetes. Die Picking-Gitarren kreisen auf halber Strecke zwischen David Grubbs und John Fahey, der Drumcomputer holpert abwesend, die Digitaltechnik schafft uneindeutige Stimmungen und wirft der abgehangenen Mucker-Atmo einen Stock nach dem anderen in die Speichen.
Das hier ist kein Folk, sondern Instrumentalmusik mit rustikalem Gesang: Mike Fellows’ Stimme erinnert in ihrer unverschämten Laszivität verblüffend an den jungen Lou Reed, und man hat das Gefühl, einen spitzenmäßigen Lacher nach dem anderen zu verpassen, weil der Humor einfach zu abgefahren ist. Wie das alles zu seinen allerersten Anfängen in der legendären Fugazi-Vorläuferband Rites of Spring passt? Das weiß wohl nur der Wind.
SZ
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