24.05.04 << Übersicht
 
José González
"Veneer"
Imperial Recordings
Titulierungen wie „der nächste Nick Drake” gibt es wie Sand am Meer. Allerdings entpuppen sich die so hoch gehandelten Jünglinge bei genauerem Hinhören oft als laue Lüftchen. Anders ist es bei José González, einem in Schweden geborenen Sohn argentinischer Einwanderer. Nun wollen wir hier keine kulturellen Klischees bedienen, aber es lässt sich doch feststellen, dass in González’ kleinen Songwriter-Oden ein Feuer brennt - ob man dieses nun als „südamerikanisch“ bezeichnen möchte, das sei jedem selbst überlassen. Auf „Veneer“ gibt es kaum mehr als eine filigrane Akustikgitarre und eine behutsame Stimme zu hören. Die Songs wirken vordergründig zerbrechlich, doch sie bekommen ihren Schub aus der Tiefe, aus dem Verborgenen. Deshalb erinnert dieses Album weniger an die unbeschwerten Kings of Convenience, sondern vielmehr an die getragenen (Ab-)Gesänge von Mark Kozelek, Elliott Smith oder eben Nick Drake. Zwar schwebt bei José González nicht gerade Selbstmord in der Luft, doch seine Songs verströmen etwas herbstlich Intimes, das über die Verbreitung angenehmer Atmosphäre weit hinausgeht. „Veneer“ ist ein erstaunlich reifes Debüt, ein emotional dichtes und geschlossenes Werk, das von diesem Riesentalent noch einiges erwarten lässt!

AS