Als Adam Pierce mit seinem Solo-Projekt MICE PARARDE vor ein paar Jahren im Hamburger Club Molotow gastierte, war die Indiewelt plötzlich eine andere. Immerhin konnte er das ansonsten eher reservierte Hamburger Publikum zu Begeisterungstürmen und Szenen-Applaus (sprich: nach Vibraphon-, Schlagzeug- oder sonstigen Soli) hinreißen lassen, was zuletzt wohl in den 60er Jahren nur Elvin Jones im Cotton Club schaffte. Das war schon etwas besonderes. Und die Erfolgslinie von MICE PARARDE setzt sich weiter fort: Auch das dritte Album "Obrigado Saudade" erzielt mit einfachen Mitteln große Effekte. Zu klassisch gezupfter Gitarre pluckern ein paar Beats scheinbar ziellos im Hintergrund, während die Mum Sängerin Kristin Valtysdottir ihren Gesang schüchtern dahinhaucht. Dieses flüchtige und schwer fassbare zieht sich wie ein roter Faden durch das Album. Und wenn die Taktmuster plötzlich etwas hektischer und die Gitarren ein wenig verzerrt werden, fühlt man sich ein wenig ertappt dabei, einen imaginären Bogen zwischen feudalem Postrock (a lá Directions in Music) und schwelgerischem Shoegazer-Sound (Wer "Loveless" von My Bloody Valentine lange nicht mehr gehört hat, sollte das mal nachholen) zu spannen. Gitarre, Schlagzeug und Vibraphon sind so arrangiert, als kämen sie aus dem Rechner. Dabei hat der Multiinstrumentalist Pierce sie mit seinen Kollegen Doug Sharin (Him, June of 44), Dylan Cristy (Dylan Group) und anderen aufgenommen. Wieviel dann noch am Rechner manipuliert wurde, bleibt offen.
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