12.01.04 << Übersicht
 
Beulah
"Yoko"
Fargo
Diese Platte trägt ihren Titel nicht gerade zufällig: Einer der Songs heißt „You’re Only King Once“ (man beachte die Anfangsbuchstaben!), außerdem stand Yoko Ono Patin als Symbol zur erfolgreichen Überwindung von Krisen. Persönliche Bekanntschaft stellte sich erst im Nachhinein, dann aber gleich in aller Freundschaft, ein. Onos Statement zur Musik der Popspezialisten aus der Bay Area sagt eigentlich schon alles: „I really blessed Beulah, because they’re going back to being real. Beulah are starting to do something on a different level. It’s very close to the kind of writing that was done in the Sixties. It’s good, and it’s coming back.” Beulah sind Liebhaber groß angelegter, orchestraler Songkunst und lassen sich ohne weiteres in das Zuordnungssystem der großen Bs der Sechziger-Popmusikgeschichte – Beatles, Beach Boys, Bacharach – einreihen. Anders als ihre Freunde aus dem Elephant 6-Umfeld versuchen Beulah allerdings nicht, eine originalgetreue Reise in die Vergangenheit anzutreten, sondern definieren sich selbst als zeitgemäße Indiepop-Band. Die ersten drei Alben des Sextetts verströmten unaufdringliche Westcoast-Leichtigkeit und riefen dabei synästhetische Wahrnehmungen hervor: Es waren warme und helle Farben, zarte Töne in gelb, orange und rosa zu vernehmen. Das Farbenhören ist zwar eine subjektive Angelegenheit, doch niemand wird bestreiten, dass sich das aktuelle, vierte Album von den vorherigen deutlich abhebt: Die neuen Songs hinterlassen eher den Eindruck von gedeckten Farben, die nur gelegentlich schimmern und strahlen. Es spiegelt sich der Reifeprozess einer Band, die in letzter Zeit eine Menge durchgemacht hat: Drei Scheidungen sind bei einem Sextett schließlich kein schlechter Durchschnitt. Das ganze Unglück macht sich sowohl textlich, als auch in den Kompositionen bemerkbar – dabei sind im Prinzip alle bewährten Elemente noch immer in der Musik vorhanden, nur kommen sie jetzt überlegter zum Einsatz. Die Bläser- und Streichersätze, Klavier- und Flötenklänge liegen sich in den Armen, als würden sie einander trösten wollen. Trotzdem eher schön als schmerzlich, das.

SZ