29.12.03 << Übersicht
 
Isobell Campbell
"Amorino"
Snowstorm
Nicht nur der Coverästhetik wegen, kann man sich die Musik von Isobell Campbell wie einen französischen Episodenfilm der sechziger Jahre vorstellen: Es geht weniger um die Umsetzung eines verkaufsfördernden Plots, als vielmehr um die Erzeugung eines bestimmten Lebensgefühls, einer gewissen Leidenschaft. Ihre Protagonisten sind romantisch, auch etwas spröde und naiv veranlagt, vor allem aber verdammt camp. Nach zwei Soloplatten als „Gentle Waves“, wagt sich die ehemalige Belle & Sebastian-Cellistin und -Sängerin unter eigenem Namen auf ein weites musikalisches Feld, denn „Amorino“ ist mit einer ganzen Bataillon an Musikern produziert worden: Großangelegte Orchesterarrangements treffen auf freie Rhythmen, dezente Jazzgitarren- und Trompetenklänge, während Isobell Campbell weiter ihren fragilen Flüstergesang zum Einsatz bringt. Das countryesque Duett mit Eugene Kelly (ex-Vaselines) darf man durchaus als Nancy & Lee-Reminiszenz verstehen, „Johnny Come Home“ hingegen greift auf die Leichtigkeit des Bossa Nova a la Getz/Gilberto zurück. Campbells Musik ist an und für sich zwar wenig experimentell, in der Anlehnung an Altbekanntes aber durchaus ideenreich. Es gibt auf dieser Platte so unzählig viele Details zu entdecken, dass man ihr seine Aufmerksamkeit gerne langfristig schenken mag - so wie auch den zahl- und zitatreichen, stilsicheren Filmen der Nouvelle Vogue.

SZ