Rainer Marias Sängerin und Bassistin Caithlin De Marrais klingt, als hätte sie 25 Jahre Wut im Bauch. Nicht anklagend, aber bestimmend und fordernd werden die neusten Songs des Trios aus New York vorgetragen. Auf die vormals charmanten Wechselgesänge - wie man sie auch von Rainer Marias Labelkollegen "Mates Of State" kennt - wird überraschender Weise gänzlich verzichtet. Dieses Album mit dem Titel "Long Knives Drawn" möchte sich nicht als alter Freund ausgeben. Und so ziert auch das Cover anstelle bunter Blumen die Zeichnung eines rosafarbenen Kleides, an dessen Gürtellinie eine bedrohliche Messerkollektion baumelt. Man mag sich fragen, was die Welt von Rainer Maria dermaßen erschüttert hat, dass sie ihren unbeschwerten Gitarrenpop in gnadenlosen Rock abwandelten. "Wir wollen uns als Band nicht wiederholen und jede Platte etwas anders klingen lassen", lautet lapidar die Erklärung der Band. Ob Namensgeber Rilke an Rainer Marias Form von Poesie seine Freude gehabt hätte, mag man bezweifeln. Für die Indiekids von heute hingegen haben Rainer Maria sicherlich den richtigen Ton angeschlagen.
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