10.02.03 << Übersicht
 
Nad Navillus
"Iron Night"
JagJaguwar
Die schönsten Postrock-Platten sind doch die, die so tun, als seien sie Singer/Songwriter-Platten. Nad Navillus singt mit seiner leicht zerbrechlichen Tenorstimme Lieder, die klingen, als seien sie ihm so ganz nebenbei zugeflogen. Auch wenn sich sein Name in der wirklichen Welt eigentlich rückwärts liest, haben wir es auch auf seinem dritten Soloalbum "Iron Night" mit einem grundehrlichen Menschen zu tun, der aufgesetzte Filigranität und doppelte Manöver links liegen lässt, wenn er dafür ein ehrliches Gefühl bekommen kann. Darin gleicht er Jim O'Rourke, der noch jeden Avantgardismus, den man an ihn heranträgt, mit einer ur-amerikanischen Fingerpicking-Gitarre zu vertreiben weiß. Der Song steht bei Nad Navillus im Vordergrund, dahinter aber brodelt es: Schlagzeug und Violine sorgen für Anspruch und Tiefe, und auch Navillus' Gitarre steht gerne quer zur Fahrtrichtung. In solchen Momenten kann man sich vorstellen, dass der Herr aus Chicago nicht nur bei Songs:Ohia mitspielt, sondern auch schon mal Igor Stravinskys Dissonanz-Klassiker "The Rites of Spring" für Rockband arrangiert hat. Danach kehrt wieder Ruhe ein, und die Musik widmet sich ihrer Hauptaufgabe: schön zu klingen.

AS