Meist unverhofft lagen sie an der Supermarkt-Kasse aus und waren so knallbunt, so voller Versprechungen, dass man sie als Kind einfach nur begehren konnte. Das letzte Taschengeld wurde zusammengekratzt, um eine dieser tollen Wundertüten für sich zu ergattern. Ähnlich wie damals mit dem überteuerten Rattenfänger-Artikel, so verhält es sich heute mit dem neuen Album von Enon: Ein Cover in Cut-up-Ästhetik appelliert mit kreischenden Farben an unsere Instinkte und lässt uns erahnen, dass das kleine Ding randvoll mit Sensationen gefüllt sein könnte. Doch selbst wenn man weiß, welche Referenzen John Schmersal und Toko Yasuda mitbringen (Brainiac, Blonde Redhead, The Lapse), überrascht die Musik hinter der Fassade. Vergleichbar mit dem spannungsgeladenen Griff in eine der verdammten Wundertüten ist man auch beim erstmaligen Hören der Songs von Enon erstaunt, was einem da so alles geboten wird: Von Bubblegum-Pop über elektrifizierte Indierock-Knaller bis hin zum Streicher-untermalten Schmachtsong inklusive Saxophonsolo. Allerdings gibt es auch einen grundlegenden Unterschied zur Wundertüte, die uns allen die Kindheit versaut hat: Die Musik von Enon ist kein billiges Industrieprodukt, welches nach einmaligem Gebrauch in den Mülleimer wandert - ganz im Gegenteil, sein Wert steigt, und in zehn Jahren könnte dieses Album ein heißbegehrter Klassiker sein. |