Viel wird über diese Platte geschrieben. Einige der Rezensenten überschlagen sich förmlich, vom „schlafenden Giganten“ (taz)
ist da die Rede, und „DER endgültigen Pop-Platte“ (Spex). So ganz ungerechtfertigt sind diese Lobhudeleien natürlich nicht,
auch der Sunday Service schließt sich, allerdings mit Vorbehalt, dem Kanon an. Auf dieser Platte gibt es, wie auf den meisten
anderen auch, Höhen und Tiefen. Zu den Höhepunkten gehören die vorab veröffentlichten Singles „Trashing Days“ und
„Pilot“, sowie der an alte Sebadoh/Dinosaur Jr. erinnernde Song „One With The Freaks“. Fehlgeschlagen hingegen ist der
Versuch, auf „Solitaire“ Streicher mit Beats zu verbinden. Dass der Gesang von Michael Acher manchmal etwas uninspiriert
ausfällt kann als Stilmittel, aber auch als Schwäche verstanden werden. Interessant macht die Platte ein Meer von
unterschiedlichen Sounds, in das die Songs getaucht werden. Dabei haben The Notwist es mit ihrem Nachfolger von „Shrink“
sicherlich nicht leicht gehabt - ein geschätztes Album bringt immer auch einen enormen Erwartungsdruck mit sich. In diesem
Wissen ließen sie sich viel Zeit, nahmen stundenlanges Material auf, um letztlich alles wieder zu verwerfen und von vorn zu
beginnen. Nach eigenen Angaben erhebt die Band um die Gebrüder Acher mit „Neon Golden“ trotzdem keinen Anspruch auf
Perfektion. Gut so! Durch die Vielzahl ihrer Projekte wissen sie natürlich, dass Perfektion für Musik tödlich sein kann. The
Notwist loten unterschiedliche musikalische Spielarten aus, die mal mehr, mal weniger funktionieren. So gesehen ist „Neon
Golden“ ein streitbares, auf jeden Fall aber auch ein weiterführendes Album, das sicherlich noch lange nachwirken wird. |