Schon seit Jahrtausenden sind Philosophen und Wissenschaftler darum bemüht, Analogien zwischen Farben und Tönen
auszumachen. Die sogenannte Synästhesie geht davon aus, dass die Wahrnehmung von Musik während einer auditiven
Empfindung gewisse Farbeindrücke hervorzurufen vermag. Über die Jahre sind zwar viele umfangreiche Zuordnungssysteme
entstanden, auf einen objektiven gemeinsamen Nenner konnte man sich bislang allerdings nicht einigen. Heute steht fest, dass
das Farbenhören eine rein subjektive Erfahrung darstellt und auf ganz unterschiedlichen Ebenen ablaufen kann. Wer seine
synästhetische Wahrnehmung auf Funktionalität überprüfen möchte, dem sei das neue Album der orchestral veranlagten
Popband Beulah empfohlen. Hierauf sind überwiegend warme und helle Farben zu hören, zarte Töne in gelb, orange und rosa,
die in sich changieren. Wenig verwunderlich, dass diese besonnte Musik direkt aus Kalifornien kommt –
Mit perfektionistischem Eifer gehen Beulah auf „The Coast Is Never Clear“ ihrer Vorliebe für unbeschwerte Popmelodien
nach. Famose Gesangsharmonien, die manchmal unweigerlich an die Beach Boys erinnern, sowie beschwingte Bläser- und
Streichersätze verströmen eine unaufdringliche West-Coast Leichtigkeit. Wie auch die Apples In Stereo und andere Bands aus
dem Elephant-Six-Umfeld sind Beulah vom musikalischen Sound der Sechziger inspiriert. Allerdings versuchen sie keine
originalgetreue Reise in die Vergangenheit anzutreten, sondern verstehen sich als farbenfrohe Indiepop Band der Neuzeit. |